top of page

Meine Meinung 

​

»Und es schmilzt« von der begabten und äußerst talentierten belgischen Autorin Lize Spit hat nicht nur in ihrem Heimatland polarisiert und begeistert. Die Geschichte über eine geschundene und von der Vergangenheit gezeichnete Frau, die in der Gegenwart ein Zeichen setzen möchte, weil das, was ihr in Kinderjahren angetan wurde, sie noch immer verfolgt, war grandios und wirklich sensationell!

  Lize Spit besitzt einen ganz besonderen Stil zu schreiben, der den Leser sofort überzeugt und mit sich in die Geschichte hineinzieht. Einfache Wörter ohne verwirrende Fremdwörter erzählen die Geschichte, ohne Pausen, mit einem ruhigen Tempo – völlig unscheinbar beginnt der Roman, und man ahnt nicht, welche erschütternde Wahrheit dahintersteckt. Eigentlich ging es mir sogar des Öfteren so, dass ich mich gefragt habe, auf was der Roman hinauswolle, weil man im Prinzip ständig im Dunkeln gelassen wird. Lockerleicht erzählt Lize Spit die Geschichte von Eva – beginnend in der Kindheit, bis zum schicksalshaften Tag, der ihr Leben und die Sicht auf die Dinge veränderte. Wir erfahren alles nur aus Evas Sicht – abwechselnd von der Gegenwart, dann durch ihre Augen als Kind. Sie erzählt ausnahmslos ihre Beziehung zu ihren besten Freunden, den Umgang mit ihrer Familie, das Leben in diesem Kaff, in dem sie aufgewachsen ist. Im Vordergrund steht die Entwicklung zwischen ihren besten Freunden Pim und Laurens, die sich immer mehr verändern, bis an einem Tag die Veränderung ausartet und mit einem Schlag Eva’s Kindheit und auch Leben zerstört ist. Der Roman arbeitet auf diesen Moment, auf diesen grausamen Tag hin; ganz langsam nähern wir uns Stück für Stück dem Augenblick, der den Schmerz von Eva, der sich bis zur Gegenwart durchzog, erklärt - Ehrlich und ohne Scheu präsentiert uns Lize Spit den Höhepunkt von Eva’s Martyrium, und nach dieser Schilderung versteht man auch schließlich das, was Eva in der Gegenwart vorhat! Der Titel „Und es schmilzt“ spielt eine große Rolle im Roman, der zwar zuerst nicht offensichtlich ist, doch mit der Zeit versteht man die Message und auch die Ernsthaftigkeit, mit der Lize Spit uns konfrontiert.

  Besonders bemerkenswert im Roman sind die Charaktere, die auftreten. Das komplette Buch lebt nur durch die Personen, die die Geschichte erzählen, die alle prägend für den Verlauf sind. Neben Eva lernen wir die Freunde Pim und Laurens kennen, die eine Veränderung durchmachen, dann Tesje, die Schwester von Eva, die fürchterliche Zwangsneurosen hat, Joland, der Bruder von Eva, ein gescheiter und selbstloser Junge. Nebencharaktere wie die Eltern der Kinder, »Freunde« wie Elisa oder Lehrer, Großmütter oder Nachbarn spielen ebenfalls eine Rolle. Niemals aber so prägend wie die »Musketiere« Eva, Pim und Laurens.

 Hinter Lize Spit steckt eine junge, sympathische und verspielte Frau, die mit einer solchen Sprachgewalt und einer polarisierenden und ausnahmslos interessanten Geschichte einen Roman geschaffen hat, der nicht mehr weggelegt werden konnte. Das Ende des Romans ist traurig, aber verständnisvoll – keine Minute ahnt man, was Eva vorhat; das Finale der Geschichte, die ruhig begann und dramatisch endete, schlug ein wie eine Bombe!

​

Fazit

 

Ein intelligenter und ausgezeichneter Roman, der einen großen Eindruck hinterlassen hat! Ein Roman, der auf jenen schicksalshaften Tag hinarbeitet und ein Titel, der so unscheinbar ist, aber dann einschlägt wie eine Bombe. Ein Roman, der mich mit all seinen Facetten fasziniert hat! Äußerst empfehlenswert!

Das Buch

 

Titel: Und es schmilzt

Autor: Lize Spit

Verlag: S. Fischer

Seitenzahl: 505

Format: Hardcover

ISBN: 978-3103972825

Preis: 22,00 €

​

Von Daniel

​

Herzlichen Dank an S. Fischer für das tolle Rezensionsexemplar!

​

www.fischerverlage.de

​

​

​

bottom of page