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Meine Meinung Achtung: Kleine Spoiler enthalten!

 

„Ein Wirbelsturm von einem Thriller“, so steht es auf dem Cover. Ein Zitat vom national erfolgreichsten Thrillerautor: Sebastian Fitzek. Nun gut, wenn Sebastian Fitzek das sagt, muss es wohl wahr sein. Ich wollte mir selbst ein Bild von diesem „Wirbelsturm“ machen; wollte selbst herausfinden, ob der Roman so die Lobpreisungen verdient. Somit habe ich ihn gelesen…

  Ein ganz markantes Grundelement, welches wir im Thriller „The Girl Before“ von JP Delaney finden, ist dieses des Futurismus und der Moderne. Der Autor, dessen Geschlecht uns vorbehalten bleibt, benutzt einen Stoff, bei dem ihm alle Türen offenstehen: Ein hochmodernes Haus mit der neuesten Technologie – Gesichtserkennung; Deckenlichter, die sich der Stimmung des Bewohners anpassen; eine Dusche, die immer dieselbe Temperatur hat sowie versteckte Schränke und Fächer, die hinter weißen Wänden verborgen liegen. Der Autor hat mit diesem Haus ein beeindruckendes und faszinierendes Setting geschaffen, welches mich sehr an das „Glass House“ erinnert – steril, rein, sauber, aber dennoch erdrückend, gefühllos und ohne Emotionen.

  Mit Jane und Emma hat der Autor zwei ähnliche, aber trotzdem ganz unterschiedliche Personen geschaffen, die im Roman agieren. Zum einem haben wir Emma, die in der Vergangenheit bereits Mieterin des Hauses war. Sie war wie die bereits verstorbene Ehefrau des Vermieters, Edward, und führte eine Beziehung mit ebendiesem Perfektionisten. Zum anderen haben wir Jane. Sie ist die derzeitige Mieterin, ohne Freund, hat bereits eine Todgeburt hinter sich und kann sich ihre derzeitige Wohnung nicht mehr leisten. Sie sieht aus wie Emma, hat ebenfalls in der Gegenwart eine Beziehung mit Edward und versucht stetig, das Haus sauber zu halten, was auch so in den Regeln steht. Auch wenn es den Anschein haben mag, dass diese beiden Damen gleich sind, so unterscheidet sie doch ein gewaltiger Aspekt: Der Mut! Emma ist eigentlich eine feige Frau, lügt, betrügt, erzählt Geschichten, was aber erst im Laufe des Romans klar wird. Sie lässt sich leicht manipulieren und ist geistig in meinen Augen geschunden. Jane hingegen ist grundsätzlich stark, mutig und sehr nachdenklich. Sie kommt mit klugen Tricks hinter das Geheimnis von Emmas Tod, die ja vor vielen Jahren auf der Steintreppe um’s Leben kam. Jane ist die Heldin der Geschichte, ermittelt passiv, lebt mehr oder weniger zurückgezogen in dem großen Haus in der Folgate Street Nummer 1. Ein zudem wichtiger Charakter ist Edward, den man ja so gar nicht einschätzen kann. Steckt er wirklich hinter dem Tod von Emma? Was hat er vor? Was bezweckt er mit diesen vielen Regeln? Bei diesem Charakter fand ich es bewundernswert, weil er trotz seiner offensichtlichen Exzentrizität dennoch nicht der war, den der Autor vorgibt zu sein. Wir schätzen ihn falsch ein, und das wollte der Autor damit bezwecken. Hat mir sehr gefallen!

   Die Spannung im Buch kam mir ein wenig vor wie eine Achterbahnfahrt. Mal war es richtig spannend, mal passierte lange nichts. Die Story musste sich erst entwickeln, heißt, wir erfahren nur Stück für Stück, was in der Vergangenheit passiert ist. Generell die abwechslungsreichen Kapitel (einmal Emma, einmal Jane) waren sehr interessant und für das Verständnis des Buches immens hilfreich. Ich mochte jede Perspektive und verfolgte das Geschehen mit großem Interesse. Der Roman entwickelte sich wahrlich zu einem Wirbelsturm, nahm immer mehr Tempo an, führte uns hinter’s Licht, blendete uns, offenbarte uns die Wahrheit. Doch beim Ende leider erlosch das Licht, denn die Aufregung, die sich in den vorherigen Kapiteln angestaut hat, konnte nicht durch einen fulminanten Schlag ausgestoßen werden, sondern ebbte mit den letzten Kapiteln kläglich und enttäuscht ab.

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Fazit

 

Ein sehr kluger und genial konstruierter Thriller mit einem beeindruckenden Setting und zwei ganz unterschiedlichen Charakteren, die einer Person verfallen sind, die ganz anders ist, als der Autor ihn uns vermittelt. Sehr guter Schreibstil, spannende Story, aber leider ein unspektakuläres Ende Seitens Jane im Kapitel mit dem Antagonisten. Der Ausklang aber war wieder gut, und das letzte Kapitel verspricht Raum für eine Fortsetzung. Sehr empfehlenswert! Wahrlich ein „Wirbelsturm“!

Das Buch

 

Titel: The Girl Before

Autor: JP Delaney

Verlag: Penguin

Seitenzahl: 396

Format: Paperback

ISBN: 978-3-328-10099-7

Preis: 13,00 €

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von Daniel

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Vielen Dank an Penguin für das Rezensionsexemplar!

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www.penguin-verlag.de

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