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Meine Meinung

 

Benedict Wells hat mich mit seinem Buch „Vom Ende der Einsamkeit“ als Leser gewonnen. Sein Schreibstil ist einmalig, seine Geschichten faszinierend – nun habe ich die Neuauflage seines Debuts „Spinner“ gelesen – und war ebenso fasziniert wie überrascht.

 

Jesper ist ein Nichts. Er ist ein Chaot, kriegt nichts auf die Reihe und schlägt sich mehr oder weniger mit Spenden seiner Familie als mit richtiger Arbeit durchs Leben. Er haust in einem Keller, hat Alkoholprobleme und schwelgt im wabernden Sog seines Leidens. Er selbst bezeichnet sich als „Spinner“ – was er auch ist. Er versuchte mehrmals, zurück nach München zu fahren. Er selbst lebt seit einiger Zeit in Berlin und übt eine eher klägliche Tätigkeit als Möchtegernschriftsteller aus. Doch Berlin als Stadt setzt ihm immer mehr zu, er verliert die Kontrolle über sein Leben, lässt sich Treiben im Selbstmitleid- und Mitleid seiner Freunde und Familie. Benedict Wells nimmt uns mit in Jespers Leben, welches traurig und faszinierend zugleich ist!

   Der Schreibstil dieses jungen Künstlers ist wunderbar poetisch, humorvoll und flüssig zu lesen. Durch die wenigen Synonyme und den vielen bildlichen Beschreibungen vereinfacht sich der Lesefluss immens, und der Spaß an der Geschichte geht nie verloren. Das Buch erzählt durchgehend von Jesper’s gegenwärtiger Situation – gepaart mit einigen Vergangenheitsgeschichten und Zukunftsplänen begleiten wir in einem einzigen Handlungsstrang den jungen Chaoten, welcher am Liebsten unter der Erde liegen würde. Beim Lesen selbst habe ich bemerkt, dass Wells ganz und gar nicht mit seinen Protagonisten sachte umgeht: Jesper durchläuft schlimme Phasen, die er alleine nur selten meistern kann. Die Skrupellosigkeit des Autors gegenüber seines Hauptcharakters aber gefiel mir, denn nur so kann eine wahre und spannende Geschichte entstehen: Wenn es immer nur ein Happy End gäbe, hätte die Geschichte nichts, und die Glaubhaftigkeit ginge verloren. Letztendlich aber hat das Buch ein leichtes und schönes Happy End – dennoch aber bleibt das Buch und Jesper’s weiteres Leben offen, was wiederum Raum für eigene Spekulationen übriglässt. Auf jeden Fall war das Debut von Benedict Wells zurecht ein Bestseller, denn eine so spannende, interessante und komplexe Story verlangt einen großen Wissensschatz und eine sorgfältige Herangehensweise am Schreibprozess.

 

Fazit

 

Ein Werk, welches zurecht den Titel „Spinner“ trägt. Benedict Wells hat ein atemberaubendes, leichtes und komplexes Werk geschaffen. Eine absolute Empfehlung meinerseits, da die Geschichte sehr gut konstruiert und letztendlich auch klasse umgesetzt wurde! Bitte einen Applaus an den Autor!

Das Buch

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Titel: Spinner

Autor: Benedict Wells

Verlag: Diogenes

Seitenzahl: 316

Format: Taschenbuch

ISBN: 978-3-257-24384-0

Preis: 12.00 €

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Von Daniel

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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

 

www.diogenes.ch

 

Basar der bösen Träume
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