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Meine Meinung

 

»Das Ministerium des äußersten Glücks« ist Arundhati Roy’s zweiter Roman. Er handelt von der bedingungslosen Liebe zum Land Indien; vom bitteren Fall des Landes, von den patriotischen Figuren Anjum, Tilo und Saddam – ein Roman, der ein ganzes Jahrzehnt zu reifen benötigte, und eine Geschichte, die nicht nur ein Lächeln, sondern auch einen Schrei nach Aufmerksamkeit hinterlässt.

 

Beginnen möchte ich mit dem Schreibstil der Autorin, der für mich das wichtigste Element dieses Romans war: Arundhati Roy besitzt eine sehr offensichtliche und direkte Art zu schreiben, die mir sehr gefiel. Sprachlich besitzt die Autorin ein sehr hohes Niveau, was sicherlich nicht für jedermann geeignet ist. Mitteilungen oder Aussagen bestimmter Pointen findet man meist zwischen den Zeilen, selbst die Charaktere waren immer bereit für Überraschungen! Besonders faszinierend fand ich die Verknüpfungen der einzelnen Figuren, besonders die unserer Helden. Scheinbare Statisten spielen eine Rolle, keine mächtigen Menschen, keine Reichen, keine Unternehmer, keine wichtigen Personen – nein, Arundhati Roy hat scheinbar unbedeutenden Personen der unteren Kasten einen Platz gegeben, hat ihnen ermöglicht zu sagen, was sie zu sagen haben. Es treten viele Personen auf, doch die markantesten waren Anjum, die einen exzentrischen, aber liebevollen Touch hatte, die mysteriöse Tilo und Saddam, der sich nach einem Märtyrer benannt hat und unbedingt so sein wollte wie er.

  Einziges Problem beim Lesen des fast fünfhundertfünfzig Seiten dicken Buches war folgendes: Ich hatte oftmals den Eindruck, dass der Roman keine offensichtliche Handlung hat. Das Werk erzählt von verschiedenen Personen, von deren Lebensumständen, von deren Denken und Handeln. Immer wieder knüpft Frau Roy dabei an verschiedene Details an, erzählt ausführlich meist zufällig miteingebaute Aspekte und Anekdoten und schmückt somit jedes Kapitel, jeden Abschnitt sorgfältig aus. Besonders holprig waren hierbei die oftmals schnell erzählten Abschnitte; Einschnitte in die Handlung, Einschübe etwaiger Details und das ewige Philosophieren über Themen, die etwas mit dem Land, der Verteidigung, den Menschen oder der Kultur zu tun haben. Auch etwas störend waren viele indische Namen, Wörter oder Begriffe, die im ersten Blick störend für den Kontext waren; es befindet sich zwar relativ am Ende ein Glossar mit allen Begriffen, dennoch wäre es in meinen Augen besser gewesen, diese gleich in Deutsch einzusetzen (oder vielleicht in Klammern zu erklären), da das ewige Hin- und Herblättern und Suchen etwas lästig war.

  Themen wie Religion, Liebe, Sexualität und Gewalt haben ebenfalls einen Platz im Roman gefunden, und diese Komponenten ergeben eine gewaltige Explosion eines kulturell und gesellschaftlich hochwertigen Romans, der nicht nur erzählt, sondern auch lehrt.

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Fazit

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Ein Roman, der mir sehr gefallen hat! »Eine Hymne auf das Leben«, erzählt von der großartigen Autorin Arundhati Roy, deren Nähe zu den Menschen, von denen sie erzählt, deutlich zu spüren war. Das wahre Indien, abseits von Bollywood, Geld und Mode, ein Schrei aus den Slums Indien, ummantelt mit tollen Charakteren, einer grandiosen Sprache, und einer gelungenen Botschaft!

Das Buch

 

Titel: Das Ministerium des äußersten Glücks

Autor: Arundhati Roy

Verlag: S. Fischer

Seitenzahl: 545

Format: Hardcover

ISBN: 978-3-10-002534-0

Preis: 24.00

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Herzlichen Dank an S. Fischer für das Rezensionsexemplar!

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Von Daniel

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www.fischerverlage.de

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