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Meine Meinung

 

Im Leben von Edith läuft kläglicher Weise alles falsch – sei es das Kind, welches ein wahrhaftiger Rebell ist, der Ehemann, der gerne Techtelmechtel verheimlicht oder die verwelkte, nicht mehr ganz so rosige Aussicht von Ediths Leben. Es ist in ihren Augen eine Farce, und auch wenn sie sich selbst eingesteht, dass alles in ihrem Leben und in ihrer Familie zu Brüchen geht, so kreiert sie in ihrem Tagebuch eine Scheinwelt. Oppositionelle Geschichten über ihren Sohn, über ihren Mann, über sich und ihr Dasein. Sie imaginiert sich eine surreale, eine nichtexistierende Welt – bis diese Welt in ihrem Kopf ebenfalls existiert, und Edith dabei aber Stück für Stück bricht. Patricia Highsmith hat mit »Ediths Tagebuch«, welches erstmalig 1977 in England und erst 2003 bei Diogenes erschienen ist einen psychologisch fundierten, ruhigen und bedächtigen, aber trotzdem radikalen Roman vorgelegt, der die moralischen Abgründe unserer Hauptfigur ergründet. Mit einem neugierigen, forschenden und fließenden Schreibstil zeigt uns Highsmith, wie weit Edith geht, wie ihr Sohn sie zur Weißglut treibt, und wie sie die amerikanische Vorstadtidylle, die sie sich so sehr gewünscht hatte, aufrechtzuerhalten versucht. Vollkommen zahm schreibt die Autorin, fast schon zurückhaltend, aber die Wucht der Geschichte zieht jeden Leser in einen Bann, der erst wieder nachlässt, wenn wir dieses unglaubliche Ende gelesen haben. Eins versteht sich mit Sicherheit: »Ediths Tagebuch« ist kräftezehrend, sei es aufmerksamkeitstechnisch für den Leser oder existenziell für unsere Hauptfigur Edith. Dieser Roman weist schon fast Züge einer Robinsonade auf – auch wenn Edith um sich ständig Figuren hat, so will sie doch alleine aus diesem Trott, von ihrer einsamen Insel fliehen.

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Einige wichtige Worte möchte ich noch zur Gestaltung des Buches sagen: Ich fand das Covermotiv der vorigen Ausgabe nicht besonders schön. Die Farben der Kacheln und dieses bahnhofstoilettenartige Becken haben mich abgeschreckt, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Mit den neuen Ausgaben aber, die 2020 bei Diogenes erschienen sind (man beachte diese wunderschönen Blumenornamente auf dem jetzigen Cover) hat der Verlag nun – wie immer – herausragende Arbeit gemacht, und es war eine Wonne dieses Buch zu lesen!

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Fazit

 

»Ediths Tagebuch« ist eine erschütternder, aber trotzdem in seiner Gesamtheit ruhiger und zarter Roman, der die Abgründe unserer Hauptfigur Edith beschreibt. Durchhaltevermögen ist gefragt – aber dafür lohnt es sich!

Bildquelle: © Diogenes | diogenes.ch |2021

Das Buch

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Titel: Ediths Tagebuch

Autor: Patricia Highsmith

Verlag: Diogenes

Format: Taschenbuch

Seiten: 508

ISBN: 978-3-257-24570-7

Preis: 13.00 €

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Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Diogenes und enthält Werbung für "Ediths Tagebuch" von Patricia Highsmith.

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